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Ingolstadt, 14.03.2009 Eine Premiere – meine ersten Deutschen Crossmeisterschaften
Es war der 14. März 1982. In Ludwigsfelde gingen die 19. DDR-Crossmeisterschaften über
die Bühne. Die Erinnerung an diese meine ersten nationalen Titelkämpfe ist noch nicht ganz verblasst (damals war es die Mittelstrecke der Männer mit Olaf Beyer als Sieger), zumal auch
Startnummer, Programmheft und Ergebnisliste die Zeiten überdauert haben. Nun also die Premiere bei Deutschen Crossmeisterschaften. Zu erwarten war das nach den
Ereignissen des Vorjahres ja nicht unbedingt. Doch nach dem nicht ganz hoffnungslosen Auftritt bei den Bayerischen Crossmeisterschaften (die auch meine ersten waren) meine Hans
Seeger, dass ich auch in Ingolstadt nicht nur dabei, sondern auch mittendrin sein könnte. Nun gut, doch erst einmal musste ich feststellen, dass ich Markt Indersdorf nicht heil überstanden
habe. Der Stress in der Folgewoche sorgte am Freitag dann für den K.O. und für weitere Trainingsausfälle und auch in der Woche vor Ingolstadt musste die Grippostad-Zufuhr gesichert sein. Doch irgendwie schaffte ich es, halbwegs heil den 14
. März zu erleben. Peter Müller-Wechsler fuhr uns an die Donau und darüber, dass es früher losging, war ich gar nicht mal so böse. So hatte ich mehr Ruhe und Muße vor der Erwärmung. Zunächst die
Schülerläufe, als sich dann Reinhard Joas und Uschi Herzog auf die Strecke machten, begab ich mich in die Erwärmung, die sich dann im MTV-Stadion abspielte. Zurück zum Startareal – un 11 Uhr ging
Peter auf die Reise. Anschließend übergab ich die Kamera Wolfgang Ebert und es wurde langsam ernst. Ausziehen, Spikes anziehen, einchecken. Letzte Steigerungen im Startareal. Peter lief ins Ziel (zwei
Minuten schneller als ich)– ich sah ihn kurz. Es wurde ernst: 11:30 Uhr – Startschuss zum großen Abenteuer im Hindenburgpark. Aus der zweiten Reihe, bewusst gewählt, ging es auf die Reise. Erster Stau am
Anstieg – noch war ich im Feld und hatte Angst, im Pulk bergab zu laufen. Das Tempo war aber wohl zu schnell, 4:10 stoppte Hans Seeger für die erste Runde. Ich war erst einmal platt. Das Feld ordnete
sich sein, so langsam wurde es in meiner Umgebung ruhiger, Zehn Meter vor mir war ein Läufer der LG Badenova Nordschwarzwald, Jürgen Wobig. Kurz vor
dem Ende der dritten Runde hatte ich mich von der Startrunde halbwegs erholt. Wieder die
Anfeuerung von Hans, da kurz vor den Anstieg stand. Am Fuße des Berges war ich noch vier Meter hinter Jürgen, oben waren es dann
zwei Meter Vorsprung. Nun galt es erst mal, den Vorsprung zu sichern. Ich wusste ja nicht, ob es hier der Kampf um den vorletzten Platz
war (er war es nicht, es waren hoch zwei weitere Läufer hinter uns). Und immer wieder waren Séan Ebert und Kim Gall an meiner Seite. Sie machten mit meiner Kamera Bilder (auch vorher schon von Peter, ein Bild von
Peter hätte selbst Theo Kiefner nicht besser machen können), liefen nebenher, feuerten an – die beiden waren einfach überall. Ich glaube, sie sind mehr gelaufen als in ihrem eigentlichen Wettkampf.
Dann waren da noch etliche andere, die mich kannten und natürlich Hans am Anfang jeder neuen Runde. Auf der fünften Runde war ich wieder mal platt und es begann auch das Überrundetwerden. Als drittes kam
ein hellblaues Trikot von hinten: Klaus Sörgel von der TSG Roth, der in der M40 Dritter wurde. Letzte Runde für mich – jetzt wurde es ruhiger auf der Strecke – sehr ruhig.
Vor mir war eine Minute Luft, hinter mir Jürgen. Mit Austrudeln, wie in Indersdorf, war es diesmal nicht getan. Ich musste jetzt noch einmal durch die Berge, durch das Schlammloch und auch ein letztes
Mal über die drei Hindernisse kommen – alles ging gut, dann mit guten Haltungsnoten zum zweiten Mal im Hindenburgpark ins Ziel einlaufen. Der Sprecher musste eine Minute lang die
Zuschauer bei Laune halten, dann verkündete er lautstark „Jörg Behrendt läuft ins Ziel“ und alle wussten Bescheid. 27:28 min, Platz 29 in der M45 - für alle, die es interessiert. Es war vollbracht – das große Abenteuer
im Hindenburgpark. Drei Minuten im Sitzen an der Bande, Hans, Séan, Kim und Sinéad kamen dazu, Gespräche mit weiteren Läufern – Ingolstadt war ein
Erlebnis, gerade nach dem, was ich im Vorjahr überstanden habe. Irgendwie habe ich das Gefühl: Indersdorf und Ingolstadt waren nicht meine letzten
Crossmeisterschaften – Hans hat schon recht: das Laufen im Gelände liegt mir. Nur wer sorgt dann für die Bilder? Fritz, Séan, Kim...? Ingolstadt, oh Ingolstadt. Ich war dabei bei der Premiere 2006 im
Hindenburgpark Der Vergleich mit der bayerischen Crossspitze war damals schon eine Herausforderung für mich, aber das Rennen musste nach
gewissen Vorfällen im damaligen Vorfeld zum Abbau des Adrealinspiegels einfach sein – und endete mit einem dritten Platz in der M40. Was war es
damals noch für ein kleines Meeting. Die Strecke war fast die gleiche, noch keine Fressstände am Ziel, den Tee gab es aus grünen NVA-Kübeln (war
aber wärmer als heuer) und bei den Steigerungen auf der von-Thann-Straße musste man noch auf Autos achten. Dieses erste Cross-MeetIN war aber der
erste Schritt zu den glanzvollen Deutschen Crossmeisterschaften 2009 – ich komme gerne wieder in den Hindenburgpark.
Übrigens: Behauptet hier noch jemand, ich hätte lange Haare...?
Vielen Dank an die Fotografen Sinéad und Séan Ebert, Kim Gall, Klaus Kürzdorfer und Anton Lautner.
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