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Bamberg, 03.05.2015 Erlebnis im Weltkulturerbe - Bamberg ist Spitze
Im Oktober nutzte ich das eintägige Meldefenster für den 7. Weltkultuererbelauf im Bamberg, bevor alle Startplätze
vergeben waren. Matthias und Peter wollten ja auch laufen. Durch die Vorverlegung des Ansbacher Citylaufes war
heuer mal eine Teilnahme möglich und der WKEL findet nur alle zwei Jahre statt. Peter hat ja soviel von der
einmaligen Stimmung geschwärmt - er hatte recht. Und wenn schon, dann schon die volle Dröhnung mit Altenburg und Co, also die Königsdisziplin. Doch erst mal musste ich irgendwie in der Lage sein, einen Halbmarathon
durchzustehen. Das Längste, was ich seit eibem Jahr gelaufen bin, waren die beiden Schlussetappen beim Ansbach
Ultra. Und beim Ansbacher Citylauf lief es ja auch nicht gerade überzeugend. Die große Frage lag aber nicht bei der
Kondition, sondern beim Fahrgestell. Hält dieses die 21,1 km durch? Die Zeit sollte erst mal keine Rolle spielen.
Peter musste dann krankheitsbedingt. seinen Startplatz weitergeben, Matthias war vor Ort. Wenn sich aber 3000
Läufer vor dem Startareal sammeln, war mit einem Vorstarttreff natürlich Sense. Er musste ja, als die Tore geöffnet
wurden, nach vorne, ich baute mich im Bereich zwischen 1:45 und 2:00 Stunden auf, in der Hoffnung, auch in dem
Bereich anzukommen. Die Startnummer war schonmal am grünen Trikot, doch kurzfristig wechselte ich etwa eine halbe Stunde vor dem Start noch die Farbe. Vielleicht tritt Matthias ja, da er noch kein Grün hat, auch in
weissschwarz an. Die Hoffnung trog leider. Knapp 20 Grad, leichter, warmer Nieselregen. Für die Läufer gut und die Bamberger lassen sich vom WKEL eh nicht
vom Feiern abhalten. Um 15:30 Uhr fiel auf dem Markusplatz der Startschuss und 4 Minuten später passierte ich auch das schmale S tarttor. Vorteil dieser wohl technisch bedingten Personenvereinzelungsanlage: Auch auf den
schmalen Anstiegen zur Altenburg gab es in meinem Bereich keine Staus. Ja, die Altenburg. 150 m liegt sie hoch über der Start und nach 5 km sollen wir oben sein. Bei
Kilometer 1 begann der Anstieg. Vorher traf ich noch auf dem Heilsbronner Andreas Grinda und wir liefen den ersten
Abschnitt gemeinsam. Am Anstieg standen die Zuschauer, dann der erste Höhepunkt: der Michelsberg. Weiter gings, bergab
setzte sich Andreas etwas ab. Nun rief die Altenburg. Es wurde steiler, es ging in den Wald, es wurde wieder steiler - man hat
schon viel Schlimmes vom Rinnensteig gehört. Dann hielt ich es für sinnvoller, knapp 100 m zu gehen, um Kräfte zu sparen.
Doch schneller als gedacht, war ich oben. Ich hatte es mir eigentlich schlimmer vorgestellt. Über die Brücke ging es in den
Burghof, rechts kamen die Läufer entgegen. Die Tür zum Aussichtsturm stand einladend offen... Kilometer 5, die Zeit weiss ich nicht, ich lief n ur nach Gefühl. Und tief unten im Tal sah man den Dom... Nun kam der für mich schlimmste Abschnitt. Auf
zwei Kilometern ging es ohne Unterlaß bergab - mal ließ ich es rollen, mal bremste ich wieder ab. Andreas war längst entschwunden, aber ich wollte ja nur ein Genußrennen machen. Bei Kilometer 7 hatten Zuschauer
ein Zieltransparent aufgestellt, im Kleingedruckten stand aber “in 14 Kilometern”... Was man so alles für schöne historische Ecken von Bamberg zu Gesicht gekam, allein dafür hat es sich gelohnt. Viele
Zuschauer, viel Anfeuerung, immer wieder Abklatschen. Einige Male hörte ich auch meinen Namen, da müssen mich wohl welche gekannt haben. Matthias seine Freundin sorgte auch für einige Bilder. Endlich
war es geschafft: heil unten angekommen. Eine große Schleife auf den Stegen zwischen den Mühlen, nach 9 Kilometern waren wir dann an der Regnitz im Theresienhain. Nun
warteten 7 flache, aber auch zuschauerarme Kilometer auf uns. Der kühlende Regen ist etwas stärker geworden, die Bäume schützten vor dem auffrischenden Südwind. Dank des Regens hatte ich immer
meine richtige Betriebstemperatur und ließ es jetzt einfach rollen, oder besser gesagt, ich zog jetzt an. Nun begann das, was ich nicht unbedingt vorgehabt hatte: das Tempomachen. Es machte richtig
Spass: es zwickte mal hier und mal da, aber es lief richtig schön rund. Überholen, weiter überholen, an der Schleuse hatte ich auch Andreas eingeholt und weiter ging die Jagd. Etwa bei Kilometer 15 hatte
ich eine Kirchturmuhr im Blick und diese zeige 16:50 Uhr. Also war ich 1:20 unterwegs, aber das wäre ja die Bruttozeit. Also 4 Minuten weniger, aber dann hörte ich mit dem Rechnen auf. Liefer laufen,
immer am Franz-Josefs-Kanal entlang, bis es bei Kilometer 16 wieder in die Stadt ging. Kreuz und quer über Hauptstraßen und schmale Gassen und oftmals fand ich mich mich an ganz anderen Orten
wieder als ich eigentlich gedacht hatte. Bei Kilometer 17 gab es auch nochmal ein Bild - Isa kannte mich ja schon. Doch als der Dom rief, wurde es schwierig, denn nun wurden die Wadenmuskeln schon
recht hart. Nun machte ich mir doch einige Sorgen, aber dann ging es doch besser als gedacht. Bei der Startnummernausgabe hatte uns an der Karte schon jemand aufgeklärt: Wenn ihr am Dom seit, ist da hinten die Kirche und da
müsst ihr auch nocht weiter rauf. Das da hinten, das war die Peterskirche und bis dort sind wir 19,7 km gelaufen. Nun ging es also bergab - eine riesige Herausforderung auf
rutschigem mittelalterlichen Kopfsteinpflaster. Auf dem Domplatz wurde der Boden schon etwas besser und kam die Via
Triumphalis: Dichtgedrängt standen die Zuschauer auf dem letzten Kilometer über die historische Obere Brücke und
dem Obstmarkt. Ich wusste noch nicht meine Zeit, aber ich genoss diese Augenblicke. Maxplatz, Linkskurve - dann der
Zielbogen. Und die Uhr lief noch bei 1:49 Stunden. Und da gehen ja netto bei mir vier Minuten ab. So waren es also
1:45:41 Std - damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Und wenn dies der Abschied vom Weissschwarz sein würde - besser könnte er ganz einfach nicht ausfallen. So hat also auc h mein aktuelles knapp 2 Jahre altes Trikot noch einen
“Halben” erleben dürfen, noch schöner wäre es aber gewesen, wenn sein Zwillingsbruder auch dabei gewesen wäre....
Die Erholungsphase fiel recht kurz aus. Schnell war ich wieder in der Vertikalen. Andreas kam dann auch rein und wir tauschten uns noch etwas aus. Mit einem alkoholfreien Erdinger
und einem Stück Kuchen verließ ich dann das Zielareal und ging zur Gepäckausgabe. Noch vor der Schule fing mich ein Läufer ab und fragte mich, ob ich etwas mit Matthias zu tun hätte.
Es las auf meiner Rückseite nur Ansbach und Jörg. Ja ich hatte - es war Peter, der Vater von Matthias´Freundin. Mattthias ist 1:16 gelaufen - ein Freudenschrei meinerseits. Und er wartet
am Zielausgang auf mich. Also blieben Bier und Kuchen erst mal stehen - von Peter bewacht - und lief zurück - wohlgemerkt lief und nicht ging. Von erhöhter Stelle ein laufes “Matthias”
über den Maxplatz und dann haben wir uns gefunden. Freude Pur bei uns beiden. Matthias ist mit seinen 1:16 Fünfter geworden und durfte ab der Altenburg 16 Kilometer alleine laufen,
auch eine Herausforderung, aber bei dieser Kulisse auch ein Genuss. Es folgte noch ein wunderschöner Abend bei mir bis dato unbekannten Leuten mit Speis und Trank und vielen netten
Gesprächen - Bamberg 2015 wurde zum Erlebnis.
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