Stockholm, 07.08.2015 Der Auftakt ging schon mal daneben

800 m - umsonst warmgemacht. 5 Minuten vor den Start wurden alle 800 m-Vorläufe mangels Beteiligung abgesagt. Die Finals finden aber lt. Zeitplan am
Samstag statt. Athletenverarschung pur, denn wer weiss, ob am Samstag noch alle Bock haben. Ich verbuche die Erwärmung als Auflockerungstraining
und konzentriere mich jetzt ganz für die 1500 m am Freitag um 12:10 Uhr und denke im Rennen hoffentlich nicht an den Tag danach-. Was am Samstag passiert, weiss ich noch nicht. 
Die Leichtathletikwettbewerbe werden von einer Eventargentur veranstaltet, der es nur ums Geld geht, die von der LA keine Ahnung hat und denen die Athleten egal sind. Danke aber an
die Kampfrichter, denn sie sind vom Fach und müssen den Ärger der Athleten ausbaden. Nachdem der erste Tag mit den gestrichenen 800m-Vorläufen also ins Wasser gefallen ist, standen am zweiten Tag die 1500
m an. Die Voraussetzungen schienen auch gang gut zu sein. Ich f ühlte mich besser als am Vortag und nahm mir vor: wenn ich vorne dabei sein kann, nehme ich keine Rücksicht auf die 800 m am Samstag. Wie so oft kam es aber anders...
Natürlich war ich wieder rechtzeitig im wunderschönen Olympiastadion, um mich in aller Ruhe einstimmen zu können. Im Kölner Block konnte man noch die ersten Wettkämpfe mitverfolgen, bevor ich mich dann
auf die Einlaufrunde durch den Park machte. Dort war es schattig und das war auch gut so, denn die Sonne schien
vom klaren Himmel und heizte die Luft schnell auf. Um 12:10 Uhr sollte der Start sein, vor dem Einlaufen waren es
schon 22 Grad im Schatten. Ich weiss: in Deutschland sehnt man sich zur Zeit nach solchen Temperaturen, hier klagten viele über die Wärme. Irgendetwas lief auch bei mir schief. Die langen steigerungen auf der
Gegengeraden, gezwu ngenerweise in der Sonne liessen noch hoffen, doch dann ging bei mir während der Wartezeit auf den Start den Bach runter. Man war den Zeitplan aus unerfindlichen Gründen
über 20 Minuten hinterher und das aus Rotterdam und Antwerpen her gewohnte Prinzip des Warmhaltens funktionierte diesmal wohl nicht. Um 12:30 Uhr standen dann 13
Läufer aus 9 Ländern Europas und Amerikas im Lauf der U60, also der M50/55, am Start. Wenn auch die Gesamtorganisation amateurhaft wirkte - die Starter waren von
der ganz korrekten Sorte. An der gepunkteten Linie wird Aufstellung genommen. Bei "On your Marks" wird an die Startlinie vorgerückt und erst, wenn noch einmal die Linie
angegangen wurde, kam der Schuss. Als sich die Läufer gerade nach innen orientierten, krachte nach einigen Sekunden ein zweiter Schuss hinterher. Grüne Karte, da hatte die Zeitmessung wohl nicht ausgelöst. Also zweiter Versucht und diesmal
klappte es. Das Einsortieren ging wieder problemlos, ich stand eh an Position 2 und vorne ging die Post gleich ab. Ich lag etwa an sechster Position und nach 1 Minute waren die ersten 300 m passiert. Das wären 5
Minuten gewesen, aber ich spürte jetzt schon, dass das Rennen diesmal daneben gehen würde. Die Beine waren einfach wie Gummi, nichts wollte so recht gehen Die Gruppe war da noch dicht beisammen, hinter mir hing
der Rest des Feldes und auch der Kölner Jeffrey E. Jones ließ sich lange von mir ziehen. in weiteten 1:26 min war dann die 700 m-Marke passiert und der Split nach 1100 m, als endlich die Glocke ertönte, war mir
eh egal. Das mit dem mir die Kante geben, hatte sich erledigt. Die Hoffnung liegt nun auf den 800 Metern und stirbt bekanntlich zuletzt. Vorne siegte der Norweger Arne Fortun in 4:53,66 min. Der Däne Claus
Nissen überholte mich noch, zog dann nach einem Blick n ach hinten noch einen Endspurt an und passierte auch noch einen US-Amerikaner. Für mich war es am Ende Platz 8
in 5:28,24 min, eigentlich indiskutabel. Jeffrey freute sich kurz nach mir als Zehnter in 5:33 über eine neue Bestzeit. Für die am Sonntag kommenden Bilder sorgte der Belgier Jordi Bosch, der vorher in
der U50 Bronze holte. Auch wenn das Rennen daneben ging, das Erlebnis im wunderschönen, 103 Jahre alten Stadion wird bleiben, so wie auch wieder die vielen Bekanntschaften...
Es sollten die besten Eurogames aller Zeiten werden, so wurde großspurig versprochen - allmählich werden es Chaosgames. So musste der für den Morgen geplante Triathlon in der Nacht vorher mangels Streckenposten
abgesagt werden... Mal sehen, wie das Finale läuft...
04.08.2015 Station Solna Centrum. Die blaue Tunnelbana kam und ich stand in Sportsachen auf dem Bahnsteig. Ein
eigenartiges Gefühl: Sie bringt mich zum Training. Nach einmal Umsteigen war ich dann gegen 17:30 im Stockholmer Olympiastadion. Nach dem ganzen Chaos mit der Altersklasseneinteilung (die hochnäsigen und
blauäugigen Organisatoren werden sowieso noch ihr blaues Wunder erleben) zähle nur der Sport. 20 Minuten Einlaufen auf dem roten Oval, die Kulisse des altehrwürdigen Stadions erleben. Gymnastik, Koordination und
mein Trainer war per Telefoncoaching dabei. Dann die geplanten 4 langen Steigerungen von unterschiedlichen Bahnen. Inzwischen hat sich die Bahn auch gefüllt. Die Einheimischen bereiteten sich auf die am Wochenende
anstehenden schwedischen Meisterschaften vor. Das erzählte mir einer, der mich später auf den U-Bahnhof wiedererkannte. Und dann waren da einige sehr schnelle Jungs, die sich dafür für die 3000m-Hindernis den
letzten Schliff holten. Im Kreis Ansbach kannt man diese Disziplin nur von Hörensagen und von Florian Holzinger. Um die Jahrtausendwende war auch mal
die weissschwarze Läufergarde dort aktiv. Vielleicht hat sich mancher gewundert, dass dort ein Unbekannter war, aber keinem störte es. Ich schaute wo
Platz ich und auch andere gingen mal kurz zur Seite. Auch das Zuschauen war interessant. Ich sah manche Koordinationsübungen aus der Schule von
Hans Seeger. Die Hindernisjungs gaben sich aber so richtig die Kante… Dieses Training hat mir so richtig gutgetan. Obwohl ich vorher viel auf den
Beinen war, war die Lockerheit dann da. Als ich das Stadion nach dem Auslaufen gegen 19:20 verließ, war ich also fast zwei Stunden dort – damit habe
ich nicht gerechnet. Am Donnerstag gegen 11 geht es dann an gleicher Stelle los: Vorläufe in der U60 (also M50/55) mit 14 Teilnehmer. Ich bin mir sicher,
da sind etliche nicht da – das war in Rotterdam und Antwerpen nicht anders. Und am Freitag 21 Mann über 1500 m – theoretisch…
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