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Ansbach, 20.07.2005 Wohin führt der Weg...?
Einerseits lief es nicht so wie gewünscht, anderseits widerstand die Bestzeit nur knapp –
wie soll ich ihn nun sehen – den 5000er von Ansbach? Zwiespältige Gefühle in einer hereinbrechenden stürmischen regnerischen Julinacht. Es war das Meeting, in das ich selber
neben Hans Seeger so viel Herzblut gesteckt habe. Organisieren und laufen- beides zusammen ist problematisch. Vielleicht erwische ich mal ein Rennen, wo ich mich wieder voll aufs Laufen
konzentrieren kann – wenn mir vorher nicht wieder eine Spätschichtwoche das Genick bricht. Meine Allgemeinverfassung ist schon seit Wochen nur noch ein Tanz auf dem Vulkan…
Zum Rennen: Um 20 Uhr standen wir am 5000m-Start am Ansbacher Theresien, den, wie böse Zungen behaupten, zweitwindigsten Ort der
Rezatstadt (der windigste ist die Plattform des Fernsehturms). In diesem Rennen, dem zweiten der drei 5000m-Läufe,. die ewigen Rivalen der Rennbahn: Thomas Czernicky aus Feuchtwangen, Matthias Rösch aus
Aalen, Wilhelm Maußer aus Heilsbronn und natürlich die Ansbacher: Anton Lederer, Peter Müller-Wechsler, Rudi Spiess und ich. Und alle hatten sich vorgenommen, an die 18 heranzulaufen und diese Marke vielleicht sogar zu
unterbieten. Hans Seeger schickte uns dann auf die Reise in die frühe Abenddämmerung. Thomas sofort vorneweg, Peter und Wilhelm etwas dahinter.
Ob das gut geht? Ich hielt mich zunächst zurück und im Rücken von Matthias. 3:29 für den ersten Kilometer - für mich, das wist viel zu schnell. Das wären
17:30 und die da vorne waren noch schneller. Dann wollte Matthias nicht mehr führen und ich aber auch noch nicht – ein Musterbeispiel für einen Stehversuch.
Toni nutzte die Gelegenheit, schloss von hinten auf und brachte in seinem Schlepptau Rudi mit. 3:40 für den zweiten Kilometer. Ich folgte Toni, aber
irgendwie konnte ich das Tempo nicht auf Dauer halten. Rudi fiel dann irgendwann zurück, Matthias muß sich auch irgendwann an mir vorbei- und an
die Spitzengruppe vorgekämpft haben, ich weiß nicht mehr, wann. Auf jedem Fall war ich alleine im Regen und im Wind. 3:39 für den dritten und 3:46 für den
vierten Kilometer, so auch die unerbittlichen Augen von Hans die Schwächeperiode erkannten. Die Spitze mit Willi, Matthias, Thomas, und Peter
bestritt ihren Kampf und in obengenannter Reihenfolge liefen sie alle unter 18 Minuten. Tomi verbrauchte bei der Aufholjagd zu viele Kräfte, war aber immer 5
Sekunden vor mir. Der letzte Kilometer – es wurde wieder etwas schneller, aber irgendwie war mein Kopf leer. Ich meinte, irgendwo bei 18:30 unterzugehen und
konnte mich nicht motivieren, mit einer schnellen letzten Runde zumindest den Abstand zu Toni auszuholen. 3:41 auf dem Schlußkilometer, da wäre doch noch
etwas dringewesen. Vor allem, als sich dann auf die Uhr schaute: 18:15,7 – das sind gerade mal 4,1 Sekunden hinter meiner Bestzeit. Und das allein im Wind
und mit Stehversuchen. Das kanns doch wohl nicht gewesen sein. Und Peter… Ihm gehr es so wie mir 2004. Er ist wohl in der Form seines Lebens und wenn er
bis zum Herbstmarathon gesund bleibt, ist die Drei-Stunden-Marke mehr als fällig…
Und ich? Für Hannover 2004 habe ich zum letzten Mal eine geregelte Marathonvorbereitung über die Bühne
gebracht – überwiegend noch ohne Schicht. Frankfurt 2004 ging schon in die Hose – Würzburg 2005 fiel völlig aus. Herbstmarathon 2005? Aller guten Dinge sind drei? Oder wars dann erst einmal? Fragen über Fragen? In
der Nacht riss mich erst mal ein Wadenkrampf aus dem Schlaf und der heiße August liegt noch vor mir. Erst mal
der Altmühlseelauf. Mein geschundener Körper wird davon nicht begeistert sein, aber ich darf die lange Strecke
nicht ganz aus den Augen verlieren. Wenn ich dann Unterwurmbach und die Spätschichtwoche danach irgendwie überstanden habe – dann sehen wir mal nach vorne. In diesen Minuten, wo ich diese Zeilen schreibe, fallen
richtungweisende Entscheidungen für Deutschland. Bundespräsident Köhler machte den Weg für Neuwahlen frei. Wo führt mein Weg hin? Ich weiß es nicht, ich hoffe nur eines:
Noch ist das große Rennen nicht verloren…
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